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"Ich fühlte mich nicht richtig aufgeklärt."

Heike Maurer kommt auf ihrem Roller angefahren. Sie stellt ihn rasch ab, zieht lachend den Helm vom Kopf und schüttelt ihr dunkles Haar. „Ist ein bisschen später geworden“, sagt sie entschuldigend: „Es war heute ziemlich viel zu tun im Büro.“ Sie schließt die Tür zu ihrer Wohnung auf, weist den Weg auf die sommerliche Terrasse und verschwindet in der Küche, um für die Gäste Kaffee zu kochen. Mit den Tassen in der Hand setzt sie sich kurz darauf an den Gartentisch und beginnt, ihre Geschichte zu erzählen. „Ist ja vielleicht gar nichts Besonderes“, sagt sie, „das kann jeder Frau passieren, aber wünschen tue ich es keiner.“

Früherkennungsuntersuchung

Im Oktober 2005 ging sie zu ihrem Frauenarzt: „Die Spirale musste raus und da wurde die Früherkennungsuntersuchung gleich mitgemacht.“ Wenig später teilte ihr der Arzt mit, dass die Abstrichuntersuchung einen auffälligen Befund erbracht hätte. Heike Maurer zeigt auf die Kopie des zytologischen Befundberichtes, den sie vorsorglich bereit gelegt hat: „Ergebnis Gruppe III D“, ist darauf angekreuzt und „Zytologische Kontrolle: nach drei Monaten“. Auch dieser erneute Abstrich erbrachte kein zufriedenstellendes Ergebnis: „Pap III D, zweimal hintereinander, das war nicht so toll“, erinnert sich die Mutter zweier Töchter.

So richtig ernst genommen habe sie die Sache aber erst, als eine weitere Untersuchung in einem Speziallabor mit dem Ergebnis endete, dass sie mit HP-Viren infiziert sei. „Bei dem nachgewiesenen Virustyp“, liest Heike Maurer aus dem Befundbericht der Laborärzte vor, „handelt es sich um ein Hochrisiko-Papillomvirus, das häufig zu Epitheldysplasien im Genitalbereich führt.“ Von Viren, die so etwas machen, meint Heike Maurer, habe sie zuvor noch nie etwas gehört. „Dass es so etwas gibt! Dass man das so einfach bekommt und nichts davon merkt! Und dann fragt man sich natürlich auch: Von wem wohl?“



Heike Maurer

Diplomverwaltungswirtin,
42 Jahre, verheiratet, zwei Kinder

Epitheldyplasie

Auch das Wort Epitheldyplasie sei für sie zu diesem Zeitpunkt kein Begriff gewesen. Eine Epitheldysplasie hat sie sich von ihrem Frauenarzt erklären lassen, sei eine Krebsvorstufe und könne böse enden. Er schlug ihr vor, eine Konisation vornehmen zu lassen, bei der das verdächtig veränderte Gewebe aus dem Gebärmutterhals herausgeschnitten werde. „Dem habe ich sofort zugestimmt“, sagt Heike Maurer. „Ich wollte das Problem möglichst schnell wieder loswerden.“ Das sei vielleicht etwas vorschnell gewesen, meint sie rückblickend.
Aber man empfinde das alles als existenzielle Bedrohung: „Da hinterfragt man nicht lange – das will man nur einfach schnellstens erledigen und nichts versäumen!“
Die Konisation erfolgte im Dezember 2005 in einer Praxisklinik und verlief problemlos. „Ich bin eine Nacht da geblieben und am nächsten Morgen nach Hause“, erzählt Heike Maurer. „Ich dachte, jetzt habe ich alles hinter mir – niemand hat mit mir über mögliche Komplikationen gesprochen.“
Nach einer Woche stellten sich Blutungen ein. „Es war so, als hätte man einen Hahn aufgedreht“, erinnert sie sich. „Das Blut lief und lief, und ich dachte, was mache ich denn nur, wenn das nicht mehr aufhört!“ Es hörte nicht mehr auf. Heike Maurer wurde als Notfall in die Uniklinik eingeliefert. Kaum im Warteraum angekommen, brach sie zusammen, man hat sie gleich in den Operationssaal gebracht. „Dort haben sie mich dann wieder zusammengeflickt.“

Nachblutung nach Konisation

Nachblutung nach Konisation“, lautete die postoperative Diagnose. Zwei Tage lang musste sie nach der OP auf der Intensivstation verbringen. Heute weiß Heike Maurer, dass es in seltenen Fällen nach Konisationen zu Nachblutungen kommen kann. Meist nach einer Woche, erklärt sie, wenn der Körper den Wundschorf abstößt. „Ich hätte das aber gerne vorher gewusst“, sagt sie entschieden. „Ich hätte dann das, was mir passiert ist, besser einordnen können, ich wäre viel früher in die Klinik gefahren, ich hätte nicht diese Angst aushalten müssen, und ich wäre nicht in Panik geraten.“ Vielleicht, gibt sie zu bedenken, ist es bei manchen Patientinnen besser, nicht zu erwähnen, was so alles möglicherweise passieren kann. Sie aber sei ein anderer Typ. „Ich fühlte mich nicht genügend aufgeklärt.“

Das während der Operation entfernte Gewebestück wurde anschließend im Labor von einem Pathologen untersucht. Er fand eine „geringgradige“ Dysplasie. Bedenklichere Veränderungen oder gar Krebszellen, seien nicht entdeckt worden, sagt Heike Maurer erleichtert und fügt hinzu, dass sie sich nach diesem Ergebnis schon so manches Mal bei dem Gedanken erwischt habe, „ob das jetzt wirklich alles hat sein müssen?“

Sie geht seither, wie all die Jahre zuvor, regelmäßig zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung. Und sie überlegt, seit sie von der Impfung erfahren hat, ob sie ihre beiden Töchter, sieben und zwölf Jahre alt, impfen lassen soll. Die Impfung, sagt sie, sei ja überall, sogar in Fernsehwerbespots publik gemacht worden. Spontan habe sie gedacht. „Das ist toll, dass es das gibt. Da kann ich meinen Töchtern ersparen, was mir passiert ist.“ Doch dann hat sie von angeblichen Komplikationen gehört. Das habe sie zum Nachdenken gebracht. Sie hat noch einmal mit dem Kinderarzt gesprochen. Grundsätzlich ist er für die Impfung. Heike Maurer auch. Aber sie kann noch ein wenig warten, und darüber ist sie froh: „Meine beiden Mädchen“, sagt sie lachend, „sind ja noch jung. Aber man weiß ja nie!“




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